06.01.2015
Einen musikalischen Leckerbissen hielt das Kulturprogramm der Stadt Olpe am Sonntag in der Stadthalle bereit. Zum ersten Mal gastierte die Kammersinfonie Stuttgart unter Leitung des Soloviolinisten
Daniel Rehfeldt in Olpes guter Stube.
Bürgermeister Horst Müller wünschte den zahlreichen Gästen ein gutes, neues Jahr, verbunden mit dem Wunsch von Katastrophen weitgehend verschont zu bleiben. Das Stadtoberhaupt machte deutlich, dass
die Stadt Olpe, insbesondere die Mitarbeiter des Kulturamtes, stolz seien das hochkarätige Ensemble verpflichtet zu haben. In diesem Zusammenhang sagte Bürgermeister Müller: „Eine Stadt bekommt ihr
Gesicht durch die Häuser, Straßen, Wege und Plätze, aber ihre Seele erhält eine Stadt durch das Engagement für die Kultur.“ Simple SymphonieIm Anschluss servierte die Kammersinfonie zum Auftakt ihres
anspruchsvollen Programms auf höchstem Niveau spielten die Musiker zur „Simple Symphonie“ von Benjamin Britten auf. Das Werk für Streichorchester wurde ursprünglich für Schulorchester geschrieben und
1934 von einem Laienorchester aufgeführt, das der Komponist selbst dirigierte. Die Sinfonie für Streichorchester wurde als op. 4 in das Gesamtwerk von Benjamin Britten aufgenommen. Bei der
Komposition verwendete Britten einige Kompositionen, die er schon in seiner Kindheit komponiert hatte. Es war ein klangvoller Konzertbeginn, bei dem die Musiker die spielerische Kreativität des
Komponisten ebenso brillant wiedergaben, wie die ausgefeilte Technik. Im Anschluss an den Sinfoniesatz des bekannten Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy erwartete das Auditorium ein
Klavierkonzert der Extraklasse. Mozarts KlavierkonzertDer europaweit bekannte Pianist Christoph Soldan, der seinen Durchbruch mit einer gemeinsamen Tournee im Jahr 1989 mit Leonard Bernstein erlebte,
bescherte den Freunden der klassischen Musik mit dem Klavierkonzert Es-Dur KV 449 von Wolfgang Amadeus Mozart in drei Sätzen ein weiteres Highlight. Die Besonderheit des Hauptsatzes „Allegro Vivace“
ist die Mischung verschiedener Themengruppen und der überraschende Einsatz des Seitensatzes in c-Moll, die perfekt intoniert wurden. Im zweiten ergreifenden Satz dem „Andantino“ strahlte Christoph
Soldan mit der vom Komponisten gewünschten emotionalenTiefe und Ausdruckskraft. Das Werk endete mit einem freudigen Finale. Das Publikum dankte mit großem Beifall. Weitere große Komponisten des
Neujahrskonzerts, das alle zwei Jahre stattfindet, waren Georges Bizet, Peter I. Tschaikowski und Gustav Holst.
Nicole Voss
Musikalischer Leckerbissen zum Jahresbeginn - | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
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Ein virtuoser Auftakt
Herrenberg: Konzert der Kammersinfonie Stuttgart
Nach ihrer Konzertreise nach Korea kamen die zwölf Musiker der Kammersinfonie Stuttgart zu einem Abstecher nach Herrenberg, um hier in etwa das Tourneeprogramm noch einmal zu spielen. Die Werke
von Mendelssohn, Tschaikowsky, Bizet, Strawinsky und Du-Nam Cho stießen auf großes Interesse bei den Hörern, die zum Auftakt der neuen Saison ins Studio gekommen waren.
Der Abend begann mit der letzten der frühen Streichersinfonien von Mendelssohn: Das c-Moll-Werk besteht nur aus einem Satz. Die Tonart, die tiefen musikalischen Gedanken und das virtuose Fugenwerk
zeigten die besondere Begabung des gerade Vierzehnjährigen. Die Orchestersätze der neunteiligen Pulcinella-Suite von Igor Strawinsky hat der Leiter der Kammersinfonie, Daniel Rehfeldt, selbst für
eine reine Streicherbesetzung arrangiert. Die graziös verspielte Ballettmusik für eine Bühnenhandlung im Stile der Commedia dell arte bringt die Helden des neapolitanischen Volkstheaters in Szene.
Man erlebte hier sogar die europäische Erstaufführung dieser Fassung, die Uraufführung hatte in Asien stattgefunden.
Ein besonderes Werk ist Tschaikowskys "Souvenir dun lieu cher" op. 42 (Erinnerungen an einen lieben Ort), geschrieben im Original für Violine und Klavier. Der Komponist war damals in der Schweiz
und lebte relativ sorgenlos und glücklich. Hier hörte man zwei Sätze in der Fassung für Violine und Streichorchester: die emotionale Méditation und das temporeiche Scherzo. Aus der gleichen Zeit
stammte auch die Streicherserenade op. 48, von der man hier den dritten Satz, die "Elégie" hörte. Eine Bearbeitung waren auch einige Sätze der Arlesienne-Suite von Georges Bizet in einer
Streicher-Fassung. Die provenzialische Musik mit dem feierlichen Präludio und der leidenschaftlichen Farandole schuf viel Atmosphäre.
Man staunt immer wieder, wie sehr man in Asien an der europäischen Musik interessiert ist und wie wenig wir über die asiatische Musik wissen. Das hier vorgetragene Bootslied von Du-Nam Cho gab
sich sehr stimmungsvoll. Auch wenn man über den Inhalt nichts erfuhr, so spürte man doch die wogenden Wellenbewegungen und die besondere Atmosphäre. Der koreanische Tenor sang es schön und kräftig,
die Stimme einschätzen konnte man dann aber erst in dem Ohrwurm "O Sole Mio" von Eduardo di Capua. Hier zeigte der Solist viel Substanz und operntaugliche Qualitäten.
Intensiver Eindruck
Die Kammersinfonie Stuttgart hinterließ einen sehr intensiven Eindruck. Die zwölf Musikerinnen und Musiker verband ein ungemein präzises Zusammenspiel: hier wurde alles spannungsvoll in Glut und
Wärme getaucht. Daniel Rehfeldt, der als Konzertmeister vom ersten Pult aus führt, hat die Partituren auf alle Schwierigkeiten hin abgeklopft und den Spielern absolute technische Beherrschung
verordnet. Diese Perfektion war auffallend und bewundernswert. Das ging bis hinunter zum Bass, der sich technisch als besonders flexibel gab.
Als Zugabe dann Astor Piazzollas "Calambre" in Streicherfassung: Hier gab es eine Welle der Faszination.
Einen gleich fulminanten Auftakt feierten die Kreuzgangkonzerte 2009 im Alpirsbacher Klang-Elysium: Mit Bach, Mozart und Vivaldie "Jahreszeiten" ein ausgesuchtes akkustisches Wohllaut-Bad.
... Krönung, festlicher Ausklang des Abends dann die unverwüstlichen "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi, ein Werk wie aus einem Weltkulturerbe der Musikgeschichte gegriffen.
Daniel Rehfeldt, ein weiterer junger Solist der neuen Garde, der sich gleichwohl der historischen Aufführungspraxis verschrieben hat, unternahm diese furiose Tour de Force durch die "Four
Seasons". Und selten werden Vergleiche zwischen Live- und künstlicher Wiedergabe so prögnant wie bei Vivaldis kosmopolitischer Weltnatur Komposition. Rehfeldt und sein Ensemble interpretierten das
Werk farbig-gehaltvoll, ohne wild-aufbrausende Fahrigkeit, in magisch-verhaltener Tempotreue. Wenn das Werk von lastender Schwüle zur wahren Gewitter-Furien explodiert, vom zarten Geigen-Seufzen zum
lautmalerisch Aufgeladenen changiert, war dieses Wechselbad sorgsam arrangiert und zweckvoll ausgestaltet. Orchester und Solist vermittelten die Szenenfolge wie aus einem Guss. Und Rehfeldt ließ das
zarteste Pianissimo erklingen das jemals Schmetterlingshauch-gleich durch das Maßwerk geweht ist. Es war dieser direkte, unmittelbare Werkstattcharakter, der Vivaldis groártigem Zeiten-Panorama seine
spektakuläre Note verlieh. Grosser begeisterter Applaus am Schluss.
SÜD-WEST PRESSE 25. Juni 2009